Geschichte

Mit dem Lehrstuhl für Ingenieurgeodäsie (ehemals Lehrstuhl für Geodäsie) begann die Ingenieurausbildung im Fach Vermessungswesen an der Technischen Universität München und aus ihm haben sich alle weiteren Lehrstühle des Fachgebiets entwickelt. Heute nimmt der Lehrstuhl im Studiengang Geodäsie und Geoinformation eine zentrale Stellung ein.

Erster Lehrstuhlinhaber und Begründer des damaligen Geodätischen Instituts war Carl Max von Bauernfeind, Gründungsrektor der Technischen Universität (damals Polytechnische Schule), der bereits seit 1844 das Vermessungswesen an der Vorgängereinrichtung, der damaligen Bau- und Ingenieurschule vertrat. Seit April 2021 ist Prof. Dr.-Ing. Christoph Holst Ordinarius des Lehrstuhls.

Meilensteine

1883 bis 1897 Magnetisches Observatorium
1884 bis 1892 Prüfanstalt für Wassermessinstrumente in Schwabing
1893 bis 1911 Hydrometrische Prüfanstalt im Hochschulgebäude
1894 bis 1944 Geodätisches Observatorium (zerstört im 2. Weltkrieg)
1954 Geodätisches Prüflabor
1966 Außenstelle in Eichenau
2000 Umbenennung des Geodätischen Instituts in "Institut für Geodäsie, GIS und Landmanagement"
2008 Umbenennung des Außeninstituts in Eichenau in "Max Kneißl Institut für Geodäsie der Technischen Universität München in Eichenau"
2021 Umbenennung des Lehrstuhls für Geodäsie in den "Lehrstuhl für Ingenieurgeodäsie"

Unsere Lehrstuhlinhaber

Carl Maximilian von Bauernfeind

*28.11.1818 †03.08.1894
Ordinarius von 1851 - 1890

Bauernfeind besuchte die „polytechnische Schule“ in Nürnberg bei Georg Simon Ohm und studierte in München Mathematik und Physik. Nachdem er an der obersten Baubehörde Erfahrungen als Ingenieur gesammelt hatte, wurde er 1846 außerordentlicher und schließlich 1851 ordentlicher Professor für Geodäsie an der "königlich polytechnischen Schule" in München.

Von 1868 an war er deren Leiter; sie wurde nach seinen Vorschlägen maßgeblich umgestaltet. C.M. von Bauernfeind ist die Aufwertung der Geodäsie zur eigenständigen Ingenieurswissenschaft zu verdanken.

Das Grab von Bauernfeinds befindet sich unweit der Technischen Universität München auf dem alten nördlichen Friedhof; an der TUM erinnern ein Hörsaal sowie die Karl-Max-von Bauernfeind-Medaille für besondere Verdienste um die Universität an seinen Namen.

Carl Max von Bauernfeind ist der Erfinder des Doppel-Winkelprismas und war Leiter des "Bayerischen Präzisions-Nivellements", das 1893 abgeschlossen wurde. Er war Mitglied der bayerischen Akademie der Wisenschaften.

Veröffentlichungsliste Prof. Dr. Karl Maximilian von Bauernfeind  [PDF-Download]

 

Max Carl Ludwig Schmidt

*1850·†1936
Ordinarius von 1890 - 1925

Über Max Schmidt, immerhin 35 Jahre Ordinarius des Lehrstuhls für Geodäsie, ist heute nicht mehr allzu viel bekannt. Vor seiner Tätigkeit in München lehrte er u.a. für 13 Jahre Markscheidekunde und Geodäsie sowie später auch Baukunde in Freiberg. Er befasste sich bereits mit der Theorie der Höhen- und Lageänderung geodätischer Festpunkte und kann daher als einer der Vorreiter der Deformationsanalyse gelten.

1910 startete die Erneuerung des Bayerischen Hauptdreiecksnetzes, worauf Max Schmidt mit der Zusammenstellung "Das Bayerisches Landesnivellement" das erste vollständige Höhenverzeichnis von Bayern veröffentlichte. Die Fertigstellung durch abschließende Ausgleichung unter Leitung von Schmidt erfolgte schließlich 1919.

Martin Näbauer

*14.10.1879 †26.10.1950
Ordinarius von 1925 - 1949

Näbauer studierte von 1898 bis 1900 Geodäsie an der Technischen Hochschule München, danach praktische Vermessungstätigkeit; 1902 legte er die Große Staatsprüfung für den bayerischen Vermessungsdienst ab.

Ab 1903 war er Assistent unter Professor Schmidt, legte 1906 die damals neu eingeführte Diplomprüfung ab, promovierte 1907 und habilitierte 1908. Im Anschluss folgten zwei Professuren in Braunschweig (1910) und Karlsruhe (1917), ehe der Bayer Näbauer zurück nach München kam.

Näbauers Hauptarbeitsgebiete waren die Ausgleichungsrechnung sowie die Fehlertheorie und die terrestrische und astronomische Strahlenbrechung.

Martin Näbauer war Mitglied der wissenschaftlichen Kommission für die Preußische Landesaufnahme und des Beirats für das Vermessungswesen, seit 1931 Mitglied der Bayerischen Kommission für Internationale Erdmessung, ab 1943 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und schließlich Gründungsvorsitzender der Deutschen Geodätischen Kommission (DGK) am 08. Dezember 1950.

Max Kneißl

*09.09.1907 †15.09.1973
Ordinarius von 1949 - 1973

Der gebürtige Münchner Max Kneißl studierte von 1928-1931 Geodäsie an der TH München, worauf das 1934 mit der Großen Staatsprüfung abgeschlossene Referendariat folgte. Die Zeit bis 1936 als Assistent am Lehrstuhl schloß Kneißl mit der Promotion ab; bis 1941 folgte die Anstellung am Bayerischen Landesvermessungsamt und seine Habilitation, danach bis 1946 der Militärdienst und Kriegsgefangenschaft.

Kneißls Hauptarbeitsgebiete waren die Landesvermessung, insbesondere die Dreiecksnetze, sowie die geodätische Messtechnik und die bautechnische Präzisionsvermessung. Er war Gründer des Geodätischen Prüflabors am Lehrstuhl und Herausgeber des zwölfbändigen Standardwerks "Handbuch der Vermesungskunde", weitläufig bekannt unter dem Namen "Jordan-Eggert-Kneißl".

Max Kneißl war seit 1950 ordentliches Mitglied der DGK und bis 1955 deren Vorsitzender; von 1957 bis 1960 Vizepräsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, von 1958 bis 1960 Rektor der TH München und von 1951 bis 1973 außerdem Direktor des Deutschen Geodätischen Forschungsinstituts (DGFI). Er ist Träger mehrerer Ehrendoktorwürden sowie weiterer Ehrenauszeichnungen, darunter des Bayerischen Verdienstordens (1959) und des Großen Bundesverdienstkreuzes (1972).

Nach Max Kneißl wurde 2008 das Außeninstitut des Lehrstuhls für Geodäsie benannt.

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang A. Herrmann:
Max Kneißl - Lehrer, Wissenschaftler, Rektor, Europäer
Gedenkrede des Präsidenten der TU München zum 100. Geburtstag von Max Kneißl in der Bayerischen Akademie der Wissenschaftenam 21. September 2007.

Prof. Dr.-Ing. habil. Thomas Wunderlich:
Max Kneißl (1907–1973) - ein bayerischer Geodät von Weltrang
Gedenkkolloquium zum 100. Geburtstag von Max Kneißl an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 21. September 2007.

Klaus Schnädelbach

*02.10.1934
Ordinarius von 1974 - 2000

Klaus Schnädelbach studierte Vermessungswesen an der TH Karlsruhe von 1953 bis 1958, danach folgte die Referendarzeit, die er 1962 mit der Großen Staatsprüfung abschloss. Bis 1971 hatte er eine Assistentenstelle an der TH Karlsruhe inne - in dieser Zeit fallen Promotion (1966) und Habilitation (1971) - gefolgt vom Direktorat am DGFI in München. 1974 erfolgte der Ruf an den Lehrstuhl für Geodäsie der TU München.

Schnädelbachs Hauptarbeitsgebiete waren die Landesvermessung insbesondere unter Einbeziehung astronomischer Beobachtungen, die Präzisionsmesstechnik und die Untersuchung und Prüfung der damals immer stärker Einzug haltenden elektronischen Messinstrumente. Er ist Mitbegründer der Vortragsreihe "Ingenieurmesskurs" zusammen mit der TU Graz und der ETH Zürich.

Schnädelbach ist seit 1975 ordentliches Mitglied der DGK und seit 1987 der Bayerischen Kommission für die Internationale Erdmessung. Er war von 1990 bis 2002 Kurator am Deutschen Museum. Schnädelbach ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, darunter der Soldner-Medaille des BMF.

Klaus Schnädelbach ist auch nach seiner Emeritierung noch geodätisch aktiv; in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Archäologischen Institut begleitet er regelmäßig Messkampagnen in Syrien und Rom.

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Thomas Alexander Wunderlich

*01.05.1955
Ordinarius von 2000-2021

Thomas A. Wunderlich studierte Vermessungswesen an der TU Wien; ab 1980 Universitätsassistent, 1983 Promotion TU Wien. 1987/88 A. v. Humboldt-Stipendiat, Universität Hannover. 1993 Habilitation für Angewandte Geodäsie an der Universität Hannover und der TU Wien, 1997 a.o. Univ.Prof. TU Wien. 2000 wurde er als Ordinarius für Geodäsie an die TU München berufen.

2002 hat ihm die Österreichische Geodätische Kommission die Friedrich Hopfner Medaille verliehen. Ehrungen der TU Bratislava (2001, 2008) und der PTU Timisvar (2006). Seit 2009 Ständiger Sekretär der Deutschen Geodätischen Kommission.

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Christoph Holst

*14.02.1986
Ordinarius seit 2021

Christoph Holst studierte 2005-2010 Geodäsie und Geoinformation an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn. Ab 2010 Universitätsassistent, 2015 Promotion. Nach einer Postdoc-Phase von 5 Jahren und mehreren Auszeichnungen in Forschung und Lehre folgte der Ruf als Ordinarius für Ingenieurgeodäsie an die Technische Universität München.

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